Hallo liebe Unterstützer*innen,
dies ist die September-Ausgabe vom Klimahochdrei – Monat. Ich freue mich sehr, dass seit letztem Monat sieben neue Unterstützer*innen dazugekommen sind. Nochmal ein besonders herzliches Willkommen! Außerdem ist die Zahl der Abonnierenden von 485, seit der Geburtstagsausgabe, auf 717 angestiegen. Das freut mich sehr.
Bevor es mit den Monatsnews losgeht, will ich eure Aufmerksamkeit auf das Projekt „Klima vor 8” lenken. Die Gruppe will Druck auf die öffentlich rechtlichen Medien ausüben und sie für mehr Klimaberichterstattung zur Primetime um kurz vor 20 Uhr begeistern. Seit nun einer Woche bin ich auch dort mit involviert. Weiter unten, unter „Klima-Aktivismus” oder auf der Webseite findet ihr noch mehr Infos zum Projekt.
Die Struktur des Monatsnewsletters für alle, die neu sind: Ich sortiere hier ich die Meldungen in die Kategorien Klima-Politik, Klima-Wissenschaft, Klima-Folgen, Klima-Aktivismus und Klima&Wirtschaft. In jeder Kategorie greife ich eine Meldung heraus und beschreibe sie ausführlicher.
Fühlt euch frei, diesen Newsletter weiterzuleiten.
Viele Grüße
Jakob
Klima-Politik
Führende Politiker*innen sehen die Welt in einem „planetaren Ausnahmezustand”
Frankreich, Deutschland und Großbritannien gehören zu den mehr als 60 Ländern, die sich in einer Selbstverpflichtung „Leaders’ Pledge for Nature” für mehr Einsatz gegen den fortschreitenden Verlust biologischer Vielfalt aussprechen. Sie wollen versuchen, die Umweltverschmutzung einzudämmen, nachhaltige Wirtschaftssysteme zu fördern und die Deponierung von Plastikabfällen in den Ozeanen bis 2050 beenden. In dem Dokument warnen die Unterzeichner*innen davor, dass sich die Menschheit aufgrund der Klimakrise und der grassierenden Zerstörung lebenserhaltender Ökosysteme in einem planetaren Ausnahmezustand befindet. (Guardian, taz)
Weiteres
- Der Bundestag hat eine **Reform der Kfz-Steuer beschlossen, damit soll der Anreiz steigen, spritsparendere Autos zu kaufen. Laut einer Studie hat die Reform allerdings keine Lenkungswirkung. (Tagesschau)
- Die Bundesregierung unterstützt möglicherweise den Bau eines riesigen Terminals für Flüssiggas in Sibirien. (taz)
- Die EU-Kommission verschärft ihr Klimaziel auf 55-Prozent CO2 Minderung bis 2030 (Spiegel). Diese Woche verschärfte das EU-Parlament das Ziel nochmal auf 60 Prozent (Tagesspiegel).
- Polen will alle polnischen Kohlegruben bis 2049 zu schließen. Darauf hat sich die Regierung mit der Bergarbeiter*innengewerkschaft geeinigt. (ClimateHomeNews)
- China will bis 2060 klimaneutral werden. Das hatte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping auf der UN-Generalversammlung angekündigt. (Klimareporter)
Klima-Wissenschaft
Grönlands Eis schmilzt so schnell wie seit 12.000 Jahren nicht
Die Geschwindigkeit, in der das Eis auf Grönland schmilzt, wird in diesem Jahrhundert wahrscheinlich so hoch sein wie seit etwa 12.000 Jahren nicht mehr. Das ergab eine neue Studie. Bereits heute schmilzt das Eis ähnlich schnell wie vor etwa 7.000 bis 12.000 Jahren. Damals befand sich die Erde in einer Wärmeperiode, bedingt durch besonders starke Sonnenstrahlung. Heute können ähnliche Schmelzgeschwindigkeiten ohne die starke Sonnenstrahlung beobachtet werden. Je nachdem, wie sich unsere Emissionen bis 2100 entwickeln, ist es möglich, dass das Eis bis zu viermal schneller schmilzt als jemals in den letzten 12.000 Jahren. (Tagesspiegel, CarbonBrief)
Weiteres
- Die Klimageschichte der vergangenen 66 Millionen Jahre wurde von Wissenschaftler*innen in neuer Genauigkeit rekonstruiert. Das hilft ihnen, die aktuelle Erhitzung besser zu verstehen. (Studie, Spiegel)
- Der Golfstrom wird durch die globale Erhitzung immer schwächer, dass zeigen immer neue Indizien. Klimaforscher Stefan Rahmstorf erklärt den Stand der Wissenschaft. (Spiegel)
- Die Durchmischung des Ozeanwassers hat seit 1960 deutlich abgenommen. Das Meerwasser ist verstärkt geschichtet: warmes Wasser oben, kaltes unten. Die Erderhitzung wird davon zusätzlich angetrieben. (Studie, Süddeutsche)
- Eine City-Maut und höhere Parkgebühren würden Münchens Verkehrsfluss und der Wirtschaft helfen. Das berechneten Ökonom*innen des Ifo-Instituts. (Bericht, taz)
- Hauptschuld für die Klimakrise tragen reiche Menschen: Das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung, schädigt das Klima doppelt so stark wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit zusammen. (Oxfam-Studie, taz)
- 1,5 Grad Erhitzung wird bald erreicht und die Corona-Pandemie bremst die Klimakrise leider nicht aus. (UN-Bericht, Zeit)
- Bis 2050 könnten rund eine Milliarde Menschen zur Migration aufgrund von Stürme, Überflutungen und Wasserknappheit gezwungen sein. (Studie, Tagesschau)
- Gletscherseen wachsen: Ihre Wassermenge hat sich global zwischen 1990 und 2018 um 48 Prozent vergrößert. (Studie, Spiegel)
Klima-Folgen
Wirbelsturm „Rene” so früh wie nie zuvor
„Rene” war der 17. tropische Wirbelsturm dieses Jahr. Noch nie seit Aufzeichnungsbeginn gab es bereits so früh in der Saison so viele Stürme. „Rene” wurde Anfang September beobachtet, mittlerweile gab es insgesamt 26 Wirbelstürme. Nur in der Hurrikansaison 2005 waren es 28 Stürme, also noch mehr als 2020. Die Saison geht allerdings noch bis Ende November. Ein weiterer Rekord ist demnach wahrscheinlich. Die Stürme werden durch die Erhitzung der Ozeane begünstigt. (Wetter.de, Spiegel)
Weiters
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In den USA…
- In Grönland ist ein Eisbrocken vom größten Gletscher des Landes abgebrochen. Der Brocken hat eine größere Fläche als Paris. (Zeit)
- Das Eis der Arktis hat dieses Jahr eine besonders geringe Fläche. Nur ein einziges Mal in mehr als 40 Jahren war es noch mehr geschmolzen. (Spiegel)
- In Brasilien brennen große Flächen des Regenwaldes. In Pantanal sind es die schlimmsten Brände seit Beginn der Aufzeichnungen in Brasilien. (Spiegel)
- Am Polarkreis erzeugten Waldbrände diesen Sommer so viel CO2-Emissionen wie noch nie zuvor. (Spektrum)
- Der auftauende Permafrostboden in der Arktis setzt gefährliche Viren und Bakterien frei. (taz)
Klima-Aktivismus
KLIMA° vor acht: Klimaberichterstattung vor der Tagesschau
Eine Gruppe von Klimaaktivist*innen hat sehr erfolgreiche ihre Crowdfunding Kampagne abgeschlossen, um eine TV-Sendung „KLIMA° vor acht” zu produzieren. Analog zur Sendung „Börse vor acht”, die vor der Tagesschau läuft, will die Gruppe wissenschaftlich und ohne zu moralisieren, über die Klimakrise berichten. Statt geplanten 20.000 Euro sammelten sie über 45.000 Euro ein. Bis Ende des Jahres sollen mit dem Geld sechs Folgen entstehen. Damit wollen die Aktivist*innen Druck auf die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser ausüben, ihre Klimaberichterstattung zu überdenken. (Deutschlandfunk, Tagesspiegel)
(Disclaimer: Ich bin seit Kurzem in dem Projekt mit aktiv.)
Weiteres
- Portugiesische Jugendliche verklagen 33 Staaten. Zu wenig Klimaschutz gefährde ihre Menschenrechte, argumentieren sie. (Klimareporter)
- Das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie protestierten Fridays for Future und Ende Gelände im großen Stil für mehr Klimagerechtigkeit. (Spiegel, taz)
- Die Rodungssaison hat im besetzten Dannenröder Wald begonnen und die Polizei hat angefangen, Blockaden zu räumen. Der Wald soll für eine Autobahn gefällt werden, die Aktivist*innen protestieren für den Erhalt des Waldes und eine Mobilitätswende. (taz)
- Nach sechs Tagen Haft und Hungerstreik sind Klimaaktivist*innen, die Ende August einen Bagger im Kohletagebau Garzweiler II besetzt hatten, wieder frei gekommen. Ein Aktivist trank während der Haft Klowasser, da Beamt*innen nicht auf sein Klingeln reagierten. (taz)
- In Berlin demonstrieren seit September jeden Montag zahlreiche Menschen für mehr Klimaschutz. Die Proteste sollen die jüngere Generation von Fridays for Future unterstützten. (Klimareporter)
Klima & Wirtschaft
Stromkonzerne investieren weiterhin in Kohle, Gas und Öl
Weltweit investieren Stromkonzerne weiterhin mehr in fossile Energiequellen als in erneuerbare, das ist das Ergebnis einer Studie der Universität in Oxford. Dazu haben die Wissenschaftler*innen rund 3000 Unternehmen analysiert. Nur zehn Prozent bauen ihre erneuerbaren Kapazitäten schneller aus, als die fossilen. Außerdem investieren viele dieser Unternehmen dennoch weiterhin in Kohle, Gas und Öl. Die meisten, rund 75 Prozent der analysierten Konzerne haben ihr Portfolio seit 2001 nur minimal verändert. (taz, Energiezukunft)
Weiteres
- Airbus hat Konzepte für drei Wasserstoffflugzeuge vorgestellt. Eines soll bis 2035 auf den Markt kommen, dafür benötigt es aber noch mehr staatliche Subventionen. (Spiegel)
- Weltweit arbeiten immer mehr Menschen in der Erneuerbaren-Branche. In Deutschland ist jedoch von dem Trend wenig zu merken. (Klimareporter)
- Die IT-Großkonzerne Google und Facebook haben angekündigt, ihren Betrieb bis 2030 klimaneutral zu gestalten. (Zeit, Spiegel)
- Das nur fünf Jahre alte Kohlekraftwerk Moorburg ist unwirtschaftlich. Vattenfall will es abschalten. (Klimareporter)
- Die angeblich umweltfreundlichen Plug-in-Hybrid-Autos stoßen in der Praxis bis zu 7-mal mehr CO2 aus, als von den Autofirmen angeben. (taz)