Hallo liebe Unterstützer*innen,
dies ist die November-Ausgabe vom Klimahochdrei – Monat. Diese Mail bekommt ihr, weil ihr Klimahochdrei mit eurer finanziellen Unterstützung möglich macht!
Zu Weihnachten habe ich eine Kampagne für Klimakarten gestartet: Weihnachtskarten, mit denen CO2 Zertifikate stillgelegt werden. Die Karten kamen wahnsinnig gut an und heute, fünf Tage nach Kampagnenstart, sind fast alle Karten ausverkauft. Das freut mich sehr!
Auch mit Klimahochdrei läuft es sehr gut. Bereits 833 Menschen empfangen mein wöchentliches Klimabriefing. Finanziert wird der Newsletter durch euch. Zusammen zählt Klimahochdrei 32 Unterstützer*innen.
Im Folgenden findet ihr die Klimanews aus dem letzten Monat. Ich sortiere hier die Meldungen in die Kategorien Klima-Politik, Klima-Wissenschaft, Klima-Folgen, Klima-Aktivismus und Klima & Wirtschaft. In jeder Kategorie gehe ich auf eine Meldung besonders ein und beschreibe sie ausführlicher.
Fühlt euch frei, diesen Newsletter weiterzuleiten.
Viele Grüße
Jakob
Klima-Politik
Klimapolitik in den USA
In den USA sind im letzten Monat wichtige Entscheidungen im Zusammenhang mit der Klimakrise gefallen (in zeitlicher Reihenfolge):
- Die USA ist offiziell aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten.
- Joe Biden wurde zum neuen Präsidenten gewählt.
- Ex-Außenminister John Kerry ist der neue Klimagesandte des US-Präsidenten.
John Kerry war beim Beschluss des Pariser Klimaabkommens als Außenminister dabei und gründete vor einem Jahr das Bündnis „World War Zero”, in dem sich prominente Amerikaner*innen öffentlichkeitswirksam zu Klimapolitik äußerten. Er gilt als „Klimachampion”. Jetzt hat er die große Aufgabe, die Klimapolitik der USA wieder gerade zu rücken. (taz)
Weiteres
- Kanada stellte ein neues Klimaziel vor. Bis 2050 will der Premier das Land treibhausgasneutral machen. (Klimareporter)
- Auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson will CO2-Neutralität bis 2050 erreichen. Dazu stellte er einen 10-Punkte-Plan vor. (Guardian)
- Das Europaparlament hat ein Recht auf Produktreparaturen beschlossen. Sie sollen günstiger und unkomplizierter werden. (Zeit)
- Die Bundesregierung fördert die Automobilindustrie mit weiterer finanzieller Unterstützung. Sie stellt drei Milliarden Euro für Kaufanreize und Abwrackprämien bereit. (Spiegel)
- Der Bund fördert ab sofort die Installation von privaten Ladesäulen für Elektroautos mit 900 Euro. (Tagesschau)
- Die Grüne Partei hat ihr Grundsatzprogramm überarbeitet. Dabei gab es Unstimmigkeiten zwischen Bundesvorstand und der Basis bei Formulierungen zur Rolle des 1,5-Grad-Limits in ihren Klimazielen. Am Ende einigten sie sich auf einen Kompromiss. (Spiegel)
Klima-Wissenschaft
Die arktische Eisschmelze erhitzt die Erde um 0,2 Grad
Das vollständige Abschmelzen des arktischen Eisschilds könnte eine Erhitzung um 0,2 Grad verursachen. Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen fortschreitet wie bisher, ist damit möglicherweise noch in diesem Jahrhundert zu rechnen. Zum ersten Mal gelang es Wissenschaftler*innen den Erhitzungseffekt beim Abschmelzen des Eises konkret zu beziffern. Bei bisherige Berechnungen konnten Forscher*innen den Einfluss des Schmelzens nicht von anderen Effekten trennen. (Studie, Klimareporter)
Wofür das wichtig ist. Die globale Erhitzung führt zum Abschmelzen der Arktis, das wiederum führt zu noch mehr Erhitzung und so zu noch mehr Eisschmelze. Solche Rückkopplungen im Erdsystem können gefährlich werden, da sie die Erderhitzung beschleunigen. Laut Klimawissenschaftlerin Ricarda Winkelmann zähle „jedes Zehntelgrad Erwärmung”, um solche Prozesse zu verhindern.
Weiteres
- 2019 sind die Treibhausgasemissionen der zwanzig größten Volkswirtschaften der Welt um 0,1 Prozent zurückgegangen im Vergleich zu 2018. (Climate Transparency Report, taz)
- Die Emissionen der globalen Nahrungsmittelproduktion alleine reichen für mehr als 1,5-Grad Erhitzung der Erde. (Studie, Spiegel)
- Erneuerbare Energien stellen laut Internationale Energieagentur (IEA) bald die weltweit größte Energiequelle dar. (IEA-Bericht, CarbonBrief)
- Die Treibhausgase in der Atmosphäre haben trotz der weltweiten Corona-Maßnahmen einen neuen Rekordwert erreicht. (UN-Bericht, Zeit)
- Erdboden speichert viel CO2. 230 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid könnte aus den Böden der Welt freigesetzt werden, wenn sich die Erde um zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erhitzt. Das führt zu noch mehr Erwärmung. (Studie, Spiegel)
- Die Landwirtschaft ist in einer Krise: Für ein Viertel der Menschheit ist die Ernährungssicherung gefährdet. Die Biodiversität erleidet derzeit weltweit ein Massenaussterben. Eine „Landwende” sei nötig, betont der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung. (WBGU-Gutachten, taz)
- Der CO2-Preis kann soziale Ungerechtigkeiten abbauen. Das widerspricht dem Vorurteil, er benachteilige ärmere Menschen. Ab Januar wird ein CO2-Preis in Deutschland eingeführt, dann kostet eine Tonne CO2 25 Euro. (Studie, Klimareporter)
Klima-Folgen
Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für Weltnaturerbe
Weltnaturerbe wie das Wattenmeer, mexikanische Inseln im Golf von Kalifornien oder der Everglades Nationalpark in Florida sind von der Klimakrise bedroht. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hält die globale Erwärmung bei einem Drittel aller Weltnaturerbe für eine „hohe oder sehr hohe Bedrohung”. Das sind 83 der heute 252 Gebiete. Vor drei Jahren waren erst 62 und vor sechs Jahren nur 35 Orte bedroht. Besonders kritisch betroffen sei das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt vor der Ostküste Australiens. Hier führt die Erhitzung des Meerwassers zur Korallenbleiche und dem Absterben der Korallen. (Zeit)
Weiteres
- Der Wald in Bayern leidet stark unter Trockenheit und der Hitze der letzten drei Sommer. Die Regierung will Monokulturen in Mischwälder umbauen und damit die Wälder klimafest machen. (Zeit)
- Für vier von fünf Naturkatastrophen war in den letzten zehn Jahren die Klimakrise und extremes Wetter verantwortlich. (Zeit)
- Der Hurrikan „Eta” ist der 28. Tropensturm und der zwölfte Hurrikan im Atlantik dieser Saison. Damit knackt er einen Rekord vom Hurrikan-Jahr 2005. (Tagesschau)
Klima-Aktivismus
Proteste im Dannenröder Wald
Wie bereits in den letzten Monaten war das Zentrum des Klimaprotests wieder der Dannenröder Wald. Dort protestieren verschiedene Aktionsgruppen gegen den Bau einer neuen Autobahn und der damit verbundenen Waldrodung. Der Neubau von Autobahnen sei in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß, so die Aktivist*innen.
Schlaglichter des Protests im November:
- Umweltschützer*innen sammelten 225.000 Unterschriften für den Erhalt des Dannenröder Waldes und ein Autobahn-Moratorium. Die Unterschriften überreichten sie Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). (FAZ)
- Aktivist*innen blockierten die Bundesstraße B62 für mehr als 24 Stunden. Sie hängten ein Seil mit Protestbanner in mehr als 15 Metern Höhe über die Straße . (Hessenschau)
- Die Räumung im Dannenröder Wald wurde am 10. November fortgesetzt. Über 400 Aktivist*innen besetzten den Wald. (taz)
- Mehrere Aktivist*innen stürzten während der Räumung aus einigen Metern Höhe zu Boden. Die Waldbesetzer*innen machen Polizist*innen für die Unfälle verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft Gießen ermittelt gegen Polizeibeamt*innen. (taz, taz)
- Zwischenbilanz vom 20. November: Ein Drittel der geplanten Fläche im Dannenröder Wald ist gerodet. (Hessenschau)
- Nicht nur in den Bäumen, sondern auch am Waldboden fanden Proteste statt. Rund 400 Aktivist*innen blockierten die Räumungs- und Rodungsarbeiten am Boden. (Mittelhessen)
- Pianist Igor Levit gab ein Solidaitäts-Konzert im Wald am Rodungsstreifen. (Süddeutsche)
- Anfang Dezember wurde das letzte Camp der Aktivist*innen geräumt. Vereinzelte Gruppen von Aktivist*innen befinden sich noch immer im Wald. (Hessenschau)
Weiteres
- Die erste BIPoC-Klimagerechtigkeitskonferenz fand statt. Hier diskutierten die Teilnehmer*innen wie rassistische Strukturen in der Klimabewegung bekämpft werden können. (taz)
- RWE rodete in der Nähe des Hambacher Forsts, um den Ausbau seines Tagebaus Garzweiler vorzubereiten. Aktivist*innen protestierten und besetzten daraufhin einen Baum. (taz)
- Am „Weltspartag” der Sparkassen und Banken protestierte ein Zusammenschluss aus NGOs und Aktivist*innen gegen die Förderung von fossilen Energien. (taz)
Klima & Wirtschaft
- Siemens plant, in Israel ein großes Gaskraftwerk zu bauen. Doch der Staat will Investoren den Bau fossiler Kraftwerke künftig untersagen. (Spiegel)
- Die Förderung von Öl steht in Norwegen vor dem obersten Gericht. Das Urteil könnte die Arbeit der Öl-Industrie deutlich erschweren. (taz)
- Energiekonzern RWE unterstützt die Verschärfung des EU-Klimaziels. Ein früheres Abschalten der Kraftwerke könnte denkbar sein. Der Kohleabbau im Tagebau würde aber weiter gehen, obwohl hierfür Dörfer umgesiedelt werden müssten. (Tagesspiegel)
- Die internationale Schifffahrt hat sich auf Klimaregeln geeinigt. Ein weiterer Anstieg der Emissionen aus der globalen Schifffahrt bis 2030 ist damit möglich. (ClimateHomeNews)
- Im Jahr 2020 werden wieder mehr Windräder genehmigt und gebaut. In den vergangenen Jahren war der Ausbau eingebrochen. (Klimareporter)
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