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hier kommt der Klimahochdrei Januar-Rückblick. Diese Mail bekommt ihr, weil ihr Klimahochdrei mit eurer finanziellen Unterstützung ermöglicht! Tausend Dank dafür!
Viele Grüße
Jakob
Klima-Politik
Regeln für Bauförderungen verschärft
Das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium ließ Förderprogramme der staatlichen KfW-Bank für Neubauten und Sanierungen einstellen. Somit werden sogenannten „Effizienzhäuser 55” (EH55) nicht mehr gefördert. Die Energieeffizienz dieser Häuser sei mittlerweile der Marktstandard und benötige keine extra Förderung, erklärte das Ministerium. Außerdem seien wegen des hohen Andrangs auf die Fördergelder die Mittel ausgeschöpft. Nur noch Anträge, die bis zum 24. Januar eingegangen sind, würden berücksichtigt. Zukünftig werden ausschließlich Häuser mit dem effizienteren Energiestandard EH40 gefördert. Langfristig, ab dem kommenden Jahr, will die Ampelkoalition die Förderprogramme neu ordnen und die Anreize für sozialen Wohnungsbau mit niedrigen Mieten von jenen für Energieeffizienz entkoppeln. (Zeit, taz)
Weiteres
- Die Europäische Kommission bewertete Kernkraft und Gas als „grüne” Energie. Beide wurden in die sogenannte Taxonomie-Verordnung aufgenommen, mit denen die EU finanzielle Investitionen gezielt in nachhaltige Technologien leiten will. (Zeit)
- Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, stellte ein Paket von Sofortmaßnahmen für mehr Klimaschutz vor. Deutschland liege beim Klimaschutz hinter den Erwartungen zurück. (Klimareporter)
- CSU-Ministerpräsident Markus Söder kündigte an, bis März einen Plan vorzulegen, wie der Windkraftausbau in Bayern beschleunigt werden könne. An der umstrittenen 10H-Abstandsregel zwischen Windrädern und Wohngebieten hält er weiter fest. (taz)
- Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen kündigte an, bis 2025 alle Inlandsflüge auf „grün” umzustellen. Wie dies umgesetzt werden soll, ließ sie offen. (taz)
- Londons Bürgermeister Sadiq Aman Khan plant bis 2030 den städtischen Autoverkehr, um mehr als ein Viertel zu reduzieren. (Spiegel)
Klima-Wissen
Umfrage: Klimakrise ist größtes Risiko
Die Klimakrise ist für Entscheidungsträger*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft das größte Risiko für die Menschheit in den kommenden zehn Jahren. In einer aktuellen Umfrage des Weltwirtschaftsforums unter knapp 1000 Entscheidungsträger*innen nannten diese am häufigsten das Versagen beim Aufhalten des Klimawandels, gefolgt von extremem Wetter und Artensterben. Fast zwei Drittel der Befragten blicken „besorgt” in die Zukunft. Davon gab knapp ein Viertel an „bekümmert” zu sein, nur rund 16 Prozent sind optimistisch. Die Umfrage ist Teil des Weltrisikoberichts 2022. (Tagesspiegel, Spiegel)
Weiteres
- Die vergangenen sieben Jahre 2015 bis 2021 waren die wärmsten der Erde seit Beginn der Aufzeichnungen. (Studie, Spiegel)
- Grönlands Eisschild hat in den vergangenen 20 Jahren 4,7 Billionen Tonnen Eis verloren. Mit dem Schmelzwasser ließe sich die gesamten USA einen halben Meter unter Wasser setzen. (Polportal-Tweet, Tagesspiegel)
- Mit zunehmender Erderhitzung nehmen Ozeane immer mehr Wärmeenergie auf. Im Jahr 2021 erreichte die gespeicherte Wärme zum sechsten Mal in Folge einen Rekordwert. (Studie, Spiegel)
- Der durch den Klimawandel zunehmende Starkregen und die wachsende Anzahl an Regentagen im Jahr schaden der Wirtschaft. Besonders wohlhabende Industriestaaten sind betroffen. (Studie, Süddeutsche)
- In Deutschland stiegen die Treibhausgasemissionen im Jahr 2021 um 4,5 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. (Studie, Zeit)
- In Brasilien ist in den letzten drei Jahren der Treibhausgasausstoß um fast zehn Prozent, die Rate der Waldzerstörung in der Amazonas-Region um 75 Prozent und die Anzahl an Landkonflikte um fast 40 Prozent gestiegen. (Greenpeace-Studie, Klimareporter)
- Fleisch müsste bis zu 56 Prozent teurer sein als heute, um eine ausgeglichene Klima- und Umweltbilanz aufweisen zu können. (Studie, taz)
- Forschenden gelang, das besonders gefährliche Treibhausgas mithilfe des Minerals Zeolith aus der Luft zu filtern. Filteranlagen für Kuhställe oder Kohlebergwerke könnten so entwickelt werden. (Studie, Spiegel)
Klima-Folgen
Babys durch Klimakrise besonders gefährdet
Der Klimawandel wirkt sich deutlich auf die Gesundheit von Kleinkindern aus. In mehreren Studien wurde festgestellt, dass das der fortschreitende Klimawandel im Zusammenhang steht mit:
- einer schnellen Gewichtszunahme bei Babys,
- einer zunehmenden Anzahl an Frühgeburten,
- ein erhöhtes Risiko für Geburtsfehler,
- einer erhöhten Hospitalisierungsrate bei Kleinkindern.
Insbesondere große Hitzewellen und Luftverschmutzung durch Waldbrände schaden Ungeborenen und Kleinkindern. (Studie, Spiegel)
Weiteres
- Argentinien und Australien litten unter Rekordhitze. In Argentinien führte der Dauerbetrieb von Klimaanlagen zu einem Rekord beim Stromverbrauch. (Tagesspiegel)
- Die Korallen an der australischen Ostküste am Great Barrier Reef zeigen erneut Anzeichen einer Korallenbleiche: Hitzestress als Folge von überdurchschnittlich warmem Meerwasser. (Zeit)
- Austern im Pazifik des US-Staat Oregon wachsen langsamer als früher. Ein ungewöhnlich niedriger pH-Wert im Meerwasser ist das Problem und wird durch die Absorption von CO2 im Meer verursacht. (taz)
Klima-Aktivismus
Klimabewegung kritisiert EU-Taxonomie
Fridays for Future protestierten in 15 Städten gegen die Einstufung von Energiegewinnung aus Kernkraft und Gas als nachhaltig durch die EU. Diese plant beide Technologien in die sogenannte Taxonomie-Verordnung aufzunehmen, mit der finanzielle Investitionen gezielt in nachhaltige Technologien geleitet werden sollen. Die Aktivist*innen kritisieren, das Geld, das durch die Taxonomie in Gas- und Atomenergie fließt, fehle beim Ausbau regenerativer Energien. Es sei verlogen und brandgefährlich, Gas und Atomenergie als Teil der Lösung der Klimakrise darzustellen, so die Aktivistin Luisa-Marie Neubauer. Bundesweit fanden coronakonforme Aktionen wie Kundgebungen, Laufdemos mit Abständen oder Fahrraddemonstrationen statt. (taz)
Weiteres
- Klimaaktivist*innen der Gruppe „Aufstand der letzten Generation” blockierten mehrere Straßen in verschiedenen deutschen Großstädten. Sie protestierten für eine nachhaltige Landwirtschaft und gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. (Spiegel)
- Das Bundesverfassungsgericht lehnte mehrere Klagen für mehr Klimaschutz in den Bundesländern ab. Diese könnten nicht durch ein Gericht zu Klimaschutz verpflichtet werden, da es kein definiertes CO2-Budget für sie gebe. (taz)
- Eine neue Verfassungsbeschwerde gegen das Klimaschutzgesetz des Bundes wurde eingereicht. Sie beinhaltet die Forderung, dass ein CO2-Budget für Deutschland im Gesetz verankert wird. (Süddeutsche)
- In Nordrhein-Westfalen räumte die Polizei ein besetztes Waldstück. Anstelle des Waldes soll eine Schutthalde der lokalen klimaschädlichen Kalkbranche entstehen. (Spiegel)
Klima & Wirtschaft
Klimakrise ist schon heute sehr kostenintensiv
Naturkatastrophen wie Hochwasser und Stürme haben im Jahr 2021 weltweit einen finanziellen Schaden von 280 Milliarden US-Dollar verursacht. Viele dieser Katastrophen und Schäden werden durch die Klimakrise häufiger und schwerer. Diese Schadensbilanz zieht der Rückversicherer Munich Re. Das Jahr 2021 hebt sich so deutlich von den Vorjahren ab. Im Jahr 2020 betrug die Schadenssumme noch 210 Milliarden Dollar. Im Jahr 2019 waren es nur 166 Milliarden Dollar. (taz)
Weiteres
- Autowerbung muss in Frankreich ab März zusätzlich Alternativen zum Autofahren wie Carsharing oder Radfahren bewerben. (taz)
- Im Jahr 2021 wurden knapp 500 Windräder auf dem deutschen Festland gebaut. Mit einer Spitzenleistung von 1900 Megawatt bedeutet das 35 Prozent mehr Zuwachs als im Jahr 2020. (Klimareporter)
- Die Deutsche Bahn brachte ihren ersten Batteriezug auf die Gleise. Bis 2040 will sie klimaneutral sein. (Tagesspiegel)
- Im Vergleich zu anderen Branchen klagt die fossile Brennstoffindustrie besonders häufig gegen Staaten, insbesondere gegen südamerikanische Staaten wie Argentinien, Venezuela und Ecuador. Die Verfahren enden oft zugunsten der Industrie. (Klimareporter)
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