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Viele Grüße
Jakob
Klima-Politik
Diskussion um die Nord Stream 2 Pipeline
Die russisch-deutsche Pipeline „Nord Stream 2” ist ein wichtiges Thema, sowohl in der deutschen als auch der europäischen Außenpolitik. Auch klimapolitisch ist die neue Erdgaspipeline von besonderer Relevanz. Folgende Ereignisse bestimmten den Februar inhaltlich:
- Die Deutsch Umwelthilfe (DUH) veröffentlichte einen Brief von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) an die USA. Darin bot er an, Flüssiggasimporte aus den USA mit einer Milliarde Euro zu unterstützen, wenn diese dafür auf Sanktionen gegen Nord Stream 2 verzichten. DUH nennt dies einen „schmutzigen Deal”. (taz)
- Mindestens 18 europäische Unternehmen zogen sich aus dem Bau von Nord Stream 2 zurück. Sie fürchten weitere amerikanische Sanktionen. (Zeit)
- Die Scientsists4Future veröffentlichten Diskussionsbeitrag zu Erdgas als Klimarisiko. Eine genauere Ausführung hierzu findet ihr weiter unten in diesem Newsletter unter „Klima-Aktivismus”.
Nordstream 2. Die Gas-Pipeline soll von Russland durch die Ostsee direkt nach Deutschland führen. Hauptinvestor ist der russische Energiekonzern Gazprom. Er gibt an, der Bau sei zu 94 Prozent abgeschlossen. Die USA und einige europäische Länder wollen den Bau verhindern. Auch Klimaaktivist*innen kritisieren die neue Gaspipeline.
Weiteres
- Sowohl der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als auch Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) wollen in ihrem Wahlkampf einen Schwerpunkt auf die Klimakrise setzen. (Zeit, Klimareporter)
- Die Bundesregierung will die deutschen Flughäfen mit mehr als einer Milliarde Euro an Corona-Hilfen unterstützen. Verbände wie der ökologische Verkehrsclub Deutschland kritisieren, Fliegen sei die umweltschädlichste Art der Fortbewegung. (taz)
- China führte einen nationalen Emissionshandel ein. Er ist Teil der Strategie, bis 2060 CO2-neutral zu werden. (Tagesschau)
- Das Pariser Verwaltungsgericht verurteilte die französische Regierung. Sie habe versäumt, die nationalen Emissionen im Einklang mit den eigenen Zielen zu senken. (Zeit)
- Schottland diskutiert darüber, ob die Weltklimakonferenz aufgrund der Covid-19 Pandemie tatsächlich in Glasgow stattfinden kann. Bereits letztes Jahr wurde sie durch die Pandemie bedingt verschoben. (Spiegel)
- Die USA sind offiziell wieder Teil des Pariser Klimaabkommens geworden. (Spiegel)
Klima-Wissenschaft
Fossile Energien sind eine Gefahr für die Gesundheit
Weltweit sterben jährlich über acht Millionen Menschen an Luftverschmutzung, die durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl verursacht wurde. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Ältere Studien hatten die Sterblichkeit deutlich geringer eingeschätzt. (taz, Klimareporter)
Todesfälle. Laut Studien sterben am meisten Menschen in China, nämlich 3,9 Millionen pro Jahr im Durchschnitt. Indien ist ebenfalls stark betroffen. Hier sterben jährlich im Schnitt 2,5 Millionen Menschen. Aber auch in Europa sind die Todeszahlen hoch: durchschnittlich rund 200.000 Todesfälle pro Jahr, was etwa 22 Prozent der gesamten Todesfälle ausmacht.
Die Studie. Anders als in bisherigen Studien beruhen die neuen Todeszahlen auf einem hochauflösenden Modell der globalen Atmosphärenchemie. Man unterteilt die Welt darin in 50x60 Kilometer große Raster, in denen die Luftqualität bestimmt wird. Frühere Untersuchungen basierten auf Analysen von Satelliten- und Oberflächendaten. Sie hatten ein deutlich ungenaueres Raster und konnten nicht zwischen verschiedenen Emissionsquellen wie Waldbränden oder einem Kohlekraftwerk unterscheiden.
Weiteres
- Fleischkonsum ist laut einem UN-Bericht Haupttreiber des Biodiversitätsverlustes. Lediglich mehr pflanzliche statt tierische Ernährung könne helfen. (Bericht, Spiegel)
- Nicht nur steigende Lufttemperaturen lassen das Eis Grönlands schmelzen. Entscheidend sind auch warme Wasserschichten, die das Eis von unten erwärmen. (Studie, Süddeutsche)
- Indien steht eine „Solarrevolution” bevor. Die Internationalen Energieagentur (IEA) prognostiziert einen Anstieg des Anteils von Solarstrom im Energiemix von knapp vier auf 30 Prozent bis 2040. (IEA-Bericht, Klimareporter)
- Videokonferenzen könnten auch nach der Pandemie weiterhin Dienstreisen ersetzen und so rund ein Viertel der Emissionen verhindern, welche sonst durch Geschäftsreisen verursacht werden. (Studie, taz)
Klima-Folgen
Wintereinbruch in Deutschland
Anfang Februar kam es im Norden und der Mitte Deutschlands zu viel Schnee, Glatteis, Regen und Sturm. Dieser Wintereinbruch ist sehr wahrscheinlich die Folge eines sogenannten „Polarwirbel-Split”. (Klimareporter, Spiegel)
Polarwirbel-Split. Der Polarwirbel ist eine Luftströmung, die die kalte Polarluft im hohen Norden hält und verhindert, dass sie bis nach Mitteleuropa dringt. Diese Luftströmung kommt aus dem Gleichgewicht, wenn sich die Atmosphäre über dem Nordpol plötzlich erwärmt. Das führt zu einer Spaltung des Polarwirbels. So gelangt kalte Polarluft ungewöhnlich weit in den Süden und es kommt zu Schnee und Glatteis, so wie diesen Winter.
Einfluss des Klimawandels. Für einen „Polarwirbel-Split” ist eine plötzliche Erwärmung in der Atmosphäre über dem Nordpol erforderlich. Wie genau so eine Erwärmung entsteht, wird aktuell erforscht. Klimawissenschaftler*innen sehen allerdings Anzeichen dafür, dass das Fortschreiten der Klimakrise solch eine Erwärmung begünstigt und dies häufiger zu enormen Wintereinbrüchen in Mitteleuropa führen könnte. Schmelzendes Eis und wärmer werdende Meere spielen dabei eine Rolle.
Weiteres
- Die ökologischen oder sozialen Folgen der Klimakrise beeinflussen junge Menschen in ihrer Entscheidung, Eltern zu werden. (taz)
- Die Klimakrise hat erhebliche Auswirkungen auf den Bestand von Heringen in der westlichen Ostsee. Larven schlüpfen aufgrund hoher Temperaturen früher im Jahr und verhungern, weil noch zu wenig Nahrung vorhanden ist. (Studie, Zeit)
- Der Ausbruch der Corona-Pandemie wurde wahrscheinlich von der Klimakrise begünstigt. (Studie, Frankfurter-Rundschau)
- Nur ein Fünftel des Waldes in Deutschland hat gesunde Baumkronen. Ein so schlechtes Ergebnis sei seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1984 noch nie erfasst worden. (Waldzustandsbericht, Zeit)
Klima-Aktivismus
Scientists4Future warnen vor Erdgas als Brückentechnologie
Scientists4Future hat einen Diskussionsbeitrag zum Risiko von Erdgas für den Klimawandel veröffentlicht. In der Vergangenheit galt Erdgas häufig als sogenannte „Brückentechnologie” von einer CO2-intensiven zu einer CO2-neutralen Energiewirtschaft. Dabei sei aber die Klimaschädlichkeit des Gases unterschätzt worden. Neben den CO2-Emissionen beim Verbrennen würden direkte Emissionen bei der Förderung, Lagerung und dem Transport entstehen. (Spiegel)
Die größten Probleme sind laut den Scientists4Future:
- An Lecks in Gasleitungen entweiche Erdgas in die Atmosphäre. Erdgas besteht zum größten Teil aus Methan, das ein 25-mal schlimmeres Treibhausgas ist als CO2.
- Der sehr energieintensive Transport mit Schiffen über die Meere. Dafür muss das Gas auf minus 160 Grad Celsius gekühlt werden.
- Ein erhebliches finanzielles Risiko für die Finanzierung der Energiewende. Vorzeitige Stilllegungen von Erdgasinfrastruktur könnten teuer werden. Das Geld fehle dann beim Ausbau erneuerbarer Energien.
Weiteres
- Die indische Klimaaktivistin Disha Ravi wurde in Indien wegen Beihilfe zu einer Protestanleitung festgenommen. Sie veröffentliche mit der Aktivistin Greta Thunberg ein Onlinedokument mit Hinweisen, wie protestierende Bauern in Indien unterstützt werden können. (taz)
- Die Berliner Gruppe von Fridays for Future veröffentlichte Forderungen an die Stadt Berlin. Darunter befindet sich eine Umstellung der städtischen Energieversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energien und das Verbot von privatem Autoverkehr in der Stadt. (Zeit)
- Eine Gruppe von renommierten Forscher*innen fordert in einem offenen Brief, den globalen Stromsektor bis 2030 CO2-neutral zu gestalten. Diese Ziele seien realisierbar und förderten den Wohlstand der Gesellschaft. (Klimareporter)
- In der Klimaklage eines Peruaners gegen den Energiekonzern RWE gibt es einen neuen Erfolg in der Beweisführung. Eine Studie liefert neue Belege für den Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und möglichen Schäden in Peru. (Süddeutsche)
Klima & Wirtschaft
Europäischer CO2-Handel überschreitet 40-Euro Marke
Der Preis für europäische CO2-Zertifikate überschritt im Februar erstmals 40 Euro für eine Tonne CO2. Noch im Anfang November 2020 kostete sie rund 24 Euro. Im März letzten Jahres war der Preis aufgrund der Corona-Pandemie sogar auf 15 Euro pro Tonne CO2 gefallen. (Klimareporter, WirtschaftsWoche)
Gründe für den derzeitigen hohen Preis sind vor allem:
- Die vierte Handelsperiode des europäischen Emissionshandels hat begonnen. Das geht einher mit verschiedenen Maßnahmen, die die Zertifikate verknappen und so den Preis steigen lassen.
- Die EU plant ein neues Klimaziel, die CO2 Emissionen bis 2030 auf 55 Prozent statt auf 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Die Perspektive, künftig noch mehr CO2 einzusparen, lässt den Preis steigen.
- Spekulanten erkannten Mitte 2020, dass die Corona-Pandemie den Preis kurzfristig gedrückt hatte. Sie investierten und trieben die Kosten für die CO2-Zertifikate in die Höhe.
Weiteres
- Der Ausbau von Windkraftanlagen wird in den nächsten Jahren voraussichtlich weiterhin sehr schleppend vorangehen. (Klimareporter)
- Der amerikanische Autobauer General Motors (GM) will ab 2035 ausschließlich abgasfreie Autos produzieren und bis spätestens 2040 CO2-neutral wirtschaften. (taz)
- Die Fahrradwirtschaft boomt. Zwischen 2013 und 2018 stieg der mittlere Umsatz um rund 55 Prozent. 2019 wurden mehr Fahrräder mit Elektroantrieb als Diesel-Pkw verkauft. (Studie, Klimareporter)
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