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Im Folgenden findet ihr die Klimanews des letzten Monats. Ich sortiere hier die Meldungen in die Kategorien Klima-Politik, Klima-Wissenschaft, Klima-Folgen, Klima-Aktivismus und Klima & Wirtschaft. In jeder Kategorie gehe ich auf eine Meldung besonders ein und beschreibe sie ausführlicher.
Bis nächsten Freitag!
Viele Grüße
Jakob
Klima-Politik
Fünf Jahre nach Paris: UN-Klimagipfel
Fünf Jahre nach dem Abschluss des Pariser Klimaabkommen trafen sich im Dezember 75 Staats- und Regierungschef*innen zum virtuellen Klimagipfel „Climate Ambition Summit”.
Drei Grad sind wahrscheinlich. Kurz vor dem Gipfel veröffentlichte das UN-Umweltprogramm Unep seinen „Emission-Gap-Report”. Die Welt sei derzeit auf dem Weg zu mehr als drei Grad Erhitzung bis 2100. Deutlich ambitioniertere Klimaschutzmaßnahmen seien nötig, um die Erderhitzung auf zwei Grad zu begrenzen. Insbesondere grüne Corona-Konjunkturpakete seien wichtig. (Spiegel)
Neue Klimaschutzversprechen. Während des Klimagipfels stellten die Länder ihre neuen Klimaziele vor. Angela Merkel versprach zusätzliche 500 Millionen Euro für die internationale Klimafinanzierung, um ärmere Länder beim Klimaschutz zu unterstützen. Eine Liste der einzelnen Maßnahmen pro Land führt der Klimareporter auf. (Tagesspiegel, Spiegel)
Kritik. Auch mit den neuen Versprechen reichen die Maßnahmen nicht aus, um das Pariser Abkommen zu einzuhalten.
Weiteres
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Die Bundesregierung
- … hat eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beschlossen. Hürden bezüglich des weiteren Baus von Wind- und Solarkraftwerken wurden beseitigt. Die Anhebung des Ausbauziels wurde auf das erste Quartal 2021 vertagt. (Klimareporter)
- … entschied sich im Kohleausstiegsgesetz für die Zwangsumsiedlung von Dörfern, um weitere Kohle abzubauen. Diese sei bei fünf Dörfern jedoch unbegründet. Das geht aus einem Gutachten hervor, das im Dezember öffentlich wurde. (Spiegel)
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Europas Staats- und Regierungschef*innen
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Großbritannien
- Schweden ist Vorreiter bei der Vermeidung von CO2-Emissionen und Voranbringen der Energiewende. Deutschland hingegen belegt nur Platz 19. (Spiegel)
- Dänemark beendet 2050 seine Förderung von Gas und Öl. (taz)
Klima-Wissenschaft
Bayerns Grundwasser heizt sich auf
Das Grundwasser in Bayern, 20 Meter unter der Oberfläche, ist im Durchschnitt knapp ein Grad heißer, als noch 1990 Jahren. Das ergibt eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dieser Trend gehe einher mit der Erhitzung der Lufttemperatur begründet durch den Klimawandel. In Bayern könnten die hohen Temperaturen ökologische und hydro-chemische Prozesse verändern und das Wachstum der im Boden lebenden Mikroben beeinflussen. Auch in anderen Ländern werden steigende Bodentemperaturen gemessen. In Sibirien führt die Erhitzung des Bodens zum Auftauen des Permafrosts. (Der Standard, BR)
Weiteres
- Wenn alle Staaten ihre Klimaziele umsetzen, ist eine Erhitzung von 2,1 Grad bis 2100 im Vergleich zur vorindustriellen Zeit möglich. (Climateactiontracker-Analyse, Süddeutsche)
- Der globale CO2-Ausstoß hat sich durch Corona um sieben Prozent im Vergleich zu 2019 reduziert. („Global Carbon Budget”-Bericht, Zeit)
- Die Produktion von fossilen Treibstoffen könnte in den nächsten zehn Jahren aufgrund der Corona-Hilfen deutlich steigen. („Production-Gap"-Bericht, Spiegel)
- EU-Bürger*innen mit geringem Einkommen betreiben zwischen 1990 und 2015 mehr Klimaschutz als Menschen mit hohem Einkommen. (Oxfam-Bericht, Klimareporter)
- In den vergangenen Jahren häufen sich Hitzewellen und Dürreperioden im Nordwesten Chinas und in der Mongolei . Wissenschaftler*innen warnen davor, dass dieser Trend möglicherweise irreversibel sei. (Studie, Tagesspiegel)
- Die Stärkung der Frauenrechte kann dazu beitragen, dass sich Gesellschaften schneller an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen. (Studie, CarbonBrief)
- Die Ozeanzirkulation des Golfstroms hat sich im Zuge des Klimawandels seit den 90er Jahren nicht verändert. (Studie, Spiegel)
Klima-Folgen
2020-Bilanz der Temperaturen
Das Jahr 2020 zählt zu den wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Deutschland war es im Schnitt 10,4 Grad warm (DWD). Weltweit betrug die Temperatur im Jahresdurchschnitt 1,2 Grad mehr als in der vorindustriellen Zeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass das 1,5-Grad-Limit in den nächsten vier Jahren zeitweise überschritten wird, läge bei 1 zu 5, so das britische Met Office. (Klimareporter, Zeit)
Rangliste für Deutschland. Die heißesten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn lagen durchweg in den letzten 10 Jahren:
- 2018 mit durchschnittlich 10,5 Grad Celsius,
- 2020 mit durchschnittlich 10,4 Grad Celsius,
- 2014 und 2019 mit durchschnittlich 10,3 Grad Celsius.
Weiteres
- Die Anzahl der Hitzetoten ist in Deutschland besonders hoch. (Lancet-Report, Tagesschau)
- Für die Weltnaturerbestätte ist der Klimawandel die größte Bedrohung. Dies berichtete die Weltnaturschutzunion. Dazu zählt das Great Barrier Reef, sowie das Wattenmeer. (Zeit)
- In Australien hat die „Brandsaison” wieder begonnen. Letztes Jahr verzeichnete der Kontinent die schlimmsten Feuer seiner Geschichte. Dieses Jahr sind die Brände weniger extrem. Der australische Frühling war dennoch der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. (Spiegel)
- Die Bestände von Vögeln, Säugetieren, Amphibien, Reptilien und Fischen sind zwischen 1970 und 2016 im Durchschnitt um 68 Prozent zurückgegangen. Der WWF spricht vom größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit. (Zeit)
Klima-Aktivismus
Klimaklage in Norwegen gescheitert
Norwegen vergab im Juni 2016 neue Öl- und Gaslizenzen in der Barentssee. Greenpeace und weitere Umweltschutzorganisationen zogen dagegen vor dem obersten Gerichtshof in Oslo. Sie argumentieren, die Lizenzvergabe sei verfassungswidrig und verstoße gegen den „Umweltartikel”. Dieser garantiert allen Menschen das Recht zu einer Umwelt, „die der Gesundheit und einer natürlichen Umgebung förderlich” ist. (taz, Spiegel)
Das Urteil. Das Gericht sieht in der Lizenzvergabe keinen Verstoß gegen die Verfassung:
- Durch die Lizenzvergabe seien bisher keine relevanten zusätzlichen Emissionen entstanden. Das sei erst der Fall, wenn tatsächlich Öl- und Gaslagerstätten gefunden würden.
- Weiterhin sei jedes Land nur für den Klimagasausstoß auf seinem eigenen Territorium verantwortlich. Der Umweltartikel sei demnach nicht auf potenzielle Ölexporte anzuwenden.
Weiteres
- Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Verhandlung einer Klimaklage von acht jungen Portugies*innen gegen Deutschland und 32 weitere Staaten bewilligt. (Zeit)
- Die Besetzung des Dannenröder Forsts in Hessen wurde aufgelöst und die Rodungsarbeiten für den Autobahnbau A49 abgeschlossen. Auch im neuen Jahr kam es bereits zu neuen Protesten. (Hessenschau)
Klima & Wirtschaft
Prozess gegen Ölkonzern Shell
Anfang Dezember startete ein Gerichtsprozess gegen den Ölkonzern Shell in Den Haag. Mehrere Umweltverbände und über 17.000 Bürger*innen fordern, dass das Unternehmen auf einen klaren Klimakurs entsprechend dem Paris-Vertrag verpflichtet werde. Shell alleine sei für 2,1 Prozent der globalen Emissionen seit 1988 verantwortlich. Anders als bei vielen anderen Klimaklagen geht es nicht darum, das Unternehmen für das Verursachen der Schäden zu bestrafen. Vielmehr soll der Prozess das Senken von Treibhausgasemissionen gerichtlich verordnen. Mit einem Urteil ist Ende Mai zu rechnen. (Klimareporter, taz)
Weiteres
- Die Lkw-Branche plant, die Produktion von Lastern mit Dieselmotor für Europa bis 2040 einzustellen. (Tagesschau)
- 30 Großinvestoren haben sich als „Net Zero Asset Managers”-Initiative zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Bis 2050 sollen alle Unternehmen in ihrem Investmentportfolio klimaneutral sein. Noch sind das jedoch nur Versprechen. (Spiegel)
- 23 der weltweit 30 größten Versicherungen haben in den vergangenen drei Jahren ihr Kohlegeschäft entweder beendet oder eingeschränkt, so der „Insure our Future”-Report. Dieser wird von verschiedenen Umweltschutzorganisationen verfasst. (Spiegel)
- Der Kohleausstieg in Deutschland bringt die Gipsindustrie ins Schwanken. Gips ist ein Nebenprodukt der Kohleverstromung. Die Branche sucht nach neuen Rohstoffquellen und zieht nun auch den Abbau in Naturschutzgebieten in Betracht. (Klimareporter)
- Die Deutsche Bahn plant grenzüberschreitende Nachtzugverbindungen durch Europa. (Spiegel)
- Der Treibhausgasausstoß der Bau- und Gebäudewirtschaft liegt auf einem Rekordhoch. Der Sektor emittiert 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen. (Spiegel)
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